Jugendarbeit

Ein zentraler Bestandteil von Gerd Albrechts Arbeit und seine ganz besondere Herzensangelegenheit ist die Musikvermittlung für Kinder und Jugendliche. Seit vielen Jahren engagiert er sich intensiv in der  Jugendarbeit und ist Gründer des Klingenden Museums in Hamburg und Berlin.Seit den 70er-Jahren veranstaltet der wortgewandte Maestro spezielle Erklärkonzerte für Kinder, produziert CDs und TV-Sendungen. Für sein Engagement in der Jugendarbeit erhielt Gerd Albrecht zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den Grimme-Preis. Warum er diese Arbeit für wichtig hält, erklärt er gerne: „Wenn es uns nicht gelingt, die Jugend in die Konzertsäle zu bekommen, wird es das Musikleben, wie wir es kennen, innerhalb kürzester Zeit in Deutschland nicht mehr geben.“

Klingende Museen in Hamburg und Berlin

Ein Museum mit Instrumenten zum Anfassen – diesen Traum hat Gerd Albrecht bereits seit seiner Kindheit. Als kleiner Junge schlug er mit aller Kraft auf einen Gong in der Preußischen Musiksammlung. Größerer Ärger konnte nur vermieden werden, weil Vater Albrecht der Leiter des Hauses war.  Diese einschneidende Erfahrung brachte den Musiker auf die Idee, ein Museum mit weltweit einzigartigem Konzept zu gründen. Es sollte ein Ort entstehen, an dem Kinder, aber auch Erwachsene, Instrumente anfassen und ausprobieren können. Ein Ort an dem man nicht nur z. B. ein Alphorn sieht und hört, sondern auch selbst versuchen kann, einen Ton herauszubekommen.

Während seiner Zeit als Generalmusikdirektor der Hamburgischen Staatsoper plante Gerd Albrecht das erste Klingende Museum. Mit Hilfe von Benefizkonzerten und einer persönlichen Spende etablierte er 1989 die Hamburger Jugendmusikstiftung. Deren „Klingende Instrumentensammlung“, ein Satz Orchesterinstrumente im Wert von ca. 100.000 Euro, wurde zunächst im Hamburger Kunst- und Gewerbemuseum untergebracht.  Seit 1997 hat die Klingende Instrumentensammlung Quartier in der Hamburger Musikhalle bezogen. Mehrere tausend Schüler pro Jahr haben dort die Möglichkeit, Musik mit allen Sinnen zu erfahren. Mit Eröffnung der Elbphilharmonie wird das Klingende Museum Hamburg dort seinen neuen Standort finden.

Seit 2002 ist das Klingende Museum auch in Berlin aktiv. Mit Sängerin Nena als Schirmherrin startete es zunächst im mobilen Betrieb, veranstaltete Workshops und gastierte mit seinen Musikinstrumenten bei Veranstaltungen von Partnern, u.a. in der Berliner Philharmonie. Zwei Jahre später konnte erstmals das „Klingende Mobil“ auf Tour gehen: Ein farbenfroh gestalteteter Bus mit Musikinstrumenten und Pädagogen an Bord, der zu Schulen, Kindergärten, Straßenfesten und und Musikfestivals fährt.

Im Jahr 2007 folgte die Eröffnung eines festen Standorts für das Klingende Museum Berlin in der Gartenstadt Atlantic, mit fast 100 Musikinstrumenten – von Klassik über Jazz bis hin zum Rock – und einem „Klangschrank“. In den eigenen Räumen finden nahezu täglich Instrumenten-Workshops für Kindergarten- und Schulkinder, musikalische Kindergeburtstage oder Familiennachmittage statt; das Klingende Mobil bringt Musikinstrumente und Programm zu Schulen, Kindergärten oder Veranstaltungen.

Mehrere zehntausend Kinder und Jugendliche jährlich kommen so – oft zum ersten Mal – mit Musikinstrumenten in Berührung.

Klingender Export

Auch seine internationalen Kontakte nutzt Gerd Albrecht, um die Idee des Klingenden Museums weiter zu verbreiten: Als Direktor des Dänischen Radiosymphonie-Orchesters und des Yomiuri Nippon Symphony Orchestra hat er mehrere „Klingende Nachmittage“ in Kopenhagen und Tokio veranstaltet. Außerdem gab es „Klingende Wochenenden“ u.a.  in Wien und Prag.

Zum Mozartjahr 2006 besuchte ein „Klingendes Mozart-Mobil“ mit Musikinstrumenten und -pädagogen Schulen in Wien und Umgebung. Temporäre Mitmach-Ausstellungen nach dem Vorbild und unter Beteileigung des Klingenden Museums fanden u.a. im Kinder- und Jugendmuseum München und im Kindermuseum Graz statt.

„Ich finde, jede Stadt sollte ein Klingendes Museum haben“, sagt Gerd Albrecht dazu.

Musikalische Nachwuchsförderung

Während es beim Klingenden Museum hauptsächlich darum geht, Kinder und Jugendliche überhaupt mit Musik und Klang in Berührung zu bringen, liegt ein anderer Schwerpunkt der Jugendarbeit von Gerd Albrecht in der gezielten Förderung des musikalischen Nachwuchses. Als Chefdirigent des Zürcher Tonhalle-Orchesters rief er 1975 den Schweizerischen Jugendmusikwettbewerb ins Leben, der bis heute jährlich ausgetragen wird. Seine Hamburger Jugendmusikstiftung unterstützt Nachwuchstalente u.a. durch Stipendien.

Immer wieder stellt der Dirigent seine Erfahrung auch in den Dienst von Jugendorchestern. So leitete er mehrfach das Bundesjugendorchester, u.a. auf einer Tournee in Japan und bei einem Gedenkkonzert im ehemaligen Konzentrationslager Theresienstadt. Mit dem Young Euro Classic Ensemble eröffnete er im Herbst 2011 in Tokio die Feierlichkeiten zu „150 Jahre Freundschaft Deutschland-Japan“, und im Orchesterzentrum NRW gastierte er 2011 als Dirigent in Residenz.

Erklärkonzerte, Bücher, CDs und TV-Sendungen

Seit mehr als 30 Jahren leitet und moderiert Gerd Albrecht spezielle Erklärkonzerte für Kinder, von denen einige auch als CD erschienen und unter Aufnahmen zu finden sind. Auch bei seinen Buchveröffentlichungen – u.a. der Klassiker „Musikinstrumente und wie man sie spielt“ – liegt der Schwerpunkt auf einer ebenso fundierten wie unterhaltsamen Musikvermittlung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.

Die Fernsehreihe „Wege zur neuen Musik“, in der Gerd Albrecht vor der Kamera gemeinsam mit dem Komponisten ein zeitgenössisches Stück analysierte und mit einem Orchester interpretierte, erhielt 1974 einen Grimme-Preis. Mit der Konzertreihe „Ganz neu, ganz nah – Neue Musik im Gespräch“, die der Dirigent zurzeit mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin realisiert, wurde diese Idee nun wieder aufgegriffen. Mitschnitte der Konzertreihe, die in der Spielzeit 2012/13 fortgeführt wird, sollen auf DVD erscheinen.