Viktor Ullmann: Cornet, Klavierkonzert u.a.

1995 / Orfeo
Tschechisches Philharmonisches Orchester
Igor Ardasev
(Klavier), Erika Pluhar (Rezitation)

Als einer der ersten Dirigenten engagierte Gerd Albrecht sich für die Wiederaufführung von Werken der durch die Nazis verfolgten Komponisten. In der Orfeo-Reihe Musica Rediviva spielte er acht CDs ein, zu denen auch die vorliegende mit Werken von Viktor Ullmann gehört.

Der 1898 in Tschechien geborene Viktor Ullmann studierte u.a. bei Arnold Schönberg und Alexander Zemlinsky, entwickelte aber eine ganz eigene, hochexpressive Tonsprache. Laut einem von ihm selbst angelegten Werkverzeichnis ist sein Schaffen beachtlich, doch wurden viele Werke durch den Krieg vernichtet. Eines seiner letzten als Manuskript erhaltenen Werke ist das Melodram „Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“. Ullmann schrieb sie im Lager Theresienstadt und er setzt sich darin noch einmal mit seiner eigenen künstlerischen Weltanschauung auseinander, nun allerdings in Anbetracht der Lebensbedingungen im Konzentrationslager. Inhaltlich geht es darin um das zeitlos-universelle Schicksal eines frühen sinnlosen Todes, schwankend zwischen Glorifizierung, überzogener Ehre, Verlust und Traurigkeit.

Immer an das Gute im Menschen glaubend, organisierte Ullmann in Theresienstadt bis zuletzt Konzerte, schrieb Kritiken und wirkte selbst als Klavierbegleiter. Die romantische Ouvertüre „Don Quixote tanzt Fandango“ von 1944 komponierte Ullmann im Konzentrationslager, wenige Monate bevor er nach Auschwitz deportiert und vergast wurde. Als Particell erhalten – teilweise auf Papierfetzen, die ihm eben gerade verfügbar waren -, wurde sie 1994 von Bernhard Wulff instrumentiert. Aus der Musik spricht eine unbändige Energie und ungebrochener Lebenswille – vor den Hintergründen der Entstehungsbedingungen ein unfassbares Dokument der Zeit.

Ergänzt werden die beiden Werke auf der CD durch Klavierkonzert op. 25 aus dem Jahr 1939.