Louis Spohr: Jessonda
1991 / Orfeo
Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Julia Varady und Dietrich Fischer-Dieskau sind zwei große Namen, mit denen Opernfans fantastische Momente verbinden. Gerd Albrecht arbeitete in zahlreichen Projekten mit diesen berühmten Sängern zusammen. Die gemeinsame Aufnahme von Louis Spohrs Jessonda, bei der auch Renate Behle, Thomas Moser sowie der Chor der Hamburgischen Staatsoper und das Philharmonische Staatsorchester Hamburg mitwirkten, erschien 1991.
Louis Spohrs Oper erzählt die Geschichte der jungen Witwe Jessonda, die dem Radscha, ihrem verstorbenen Gatten, in den Tod nachfolgen soll. In den Wirren des Angriffs der Portugiesen gelingt es ihrem Geliebten Tristan jedoch, sie zu retten. Spohr stellte sein Werk im Jahr 1822 fertig und orientierte sich bei der Komposition an Carl Maria von Webers Freischütz und der Pariser Grand Opéra. Wie später Richard Wagner verstand er seine Oper als „Gesamtkunstwerk“, in dem Sprache, Musik und Theater gleichberechtigt nebeneinander stehen. Er verwendet Leitmotive, und mit seiner durchkomponierten Form betritt er Neuland in der deutschen Opernkomposition. Das Ergebnis ist eine romantische Oper mit großen Ballettszenen und effektvollen Chören, die zur damaligen Zeit riesige Begeisterungsstürme beim Publikum auslöste. Nicht zuletzt zu verdanken war das den damals beliebten prunkvollen Bühnenbildern, sensationellen optischen Effekten und dem exotischen Schauplatz (die Geschichte spielt im indischen Goa).
Wie viele in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts beliebten Opern ereilte die Jessonda auch das Schicksal des (in diesem Falle: fast) Vergessenwerdens. Heute erscheint das Werk bedauerlicherweise kaum noch auf Opernspielplänen, liefert es Regisseuren und Bühnenbildnern doch unerschöpfliche Möglichkeiten. Umso wertvoller erscheint da die Aufnahme Gerd Albrechts – es ist die einzige bei uns erhältliche CD von Jessonda –, die in ihrem Klangreichtum die opulenten Farben einer möglichen Bühnenausstattung vor dem geistigen Auge erstehen lässt.