Franz Schreker: Der ferne Klang
2002 / Capriccio / 2 CD-Set
Radio-Symphonie-Orchester Berlin
Mit Der ferne Klang feierte Franz Schreker 1912 seinen ersten großen Opernerfolg und avancierte zu einem der gefragtesten deutschen Komponisten seiner Zeit. Als Künstler so genannter „nichtarischer Abstammung“ traf ihn jedoch das Aufführungsverbot der Nationalsozialisten, und erst Jahrzehnte nach Kriegsende fanden seine Werke wieder nach und nach ihren Platz im Musikleben.
Zehn Jahre lang hatte sich Schreker mit der Komposition des Werkes beschäftigt und es weist deutliche autobiographische Züge vor. Die Auseinandersetzung mit der Künstlerproblematik und die Suche nach einem eigenen Klang beschäftigen ihn genauso wie viele seiner Komponistenkollegen zu Beginn des Jahrhunderts. Schrekers Protagonist Fritz verlässt seine Verlobte Grete, um auf der Suche nach dem fernen Klang in den Süden zu ziehen. Grete flieht von zu Hause, nachdem ihr Vater sie beim Kegeln an den Kneipenwirt verspielt hat. Jahre später trifft sie als begehrte Kurtisane auf Fritz, der noch immer nicht seinen Klang gefunden hat. Angewidert wendet er sich ab, erkennt jedoch schließlich, dass seine Suche nach dem Klang untrennbar mit Grete verbunden ist. Erschöpft stirbt er in ihren Armen.
Anders als Fritz hat Schreker sozusagen rechtzeitig zumindest auf den Weg zu seinem eigenen Klang gefunden. Die grundlegenden Elemente seiner individuellen Musiksprache lassen sich bereits deutlich in Der ferne Klang erkennen. Mit einer hochromantischen, expressiven Orchestration und an den Belcanto eines Puccini angelehnten Gesang ist er Kind seiner Zeit. Seine Harmonik treibt er an den Rand der Tonalität. Als Vertreter einer neuen Idee von Musiktheater nach Richard Wagner gehörte er zur musikalischen Avantgarde. Dass Schrekers Werke erst so spät wieder Einzug ins Konzertleben fanden, liegt wohl daran, dass seine Musik nach dem zweiten Weltkrieg zunächst als trivial galt. So gehörte anfangs Mut dazu, die Schönheit und Expressivität von Schrekers Musik zu lancieren.
Gerd Albrecht gehört zu den Musikern, die durch zahlreiche Aufführungen und Aufnahmen Franz Schrekers Oeuvre verstärkt ins Zentrum des Interesses rückten. Die Gesamtaufnahme der Oper Der ferne Klang mit dem Radio-Symphonie-Orchester Berlin erschien 2002 auf zwei CDs.