Franz Liszt: Sonnenhymnus des HL. Franziskus, Franziskus-Legenden
1988/ Schwann Musica Mundi /
RSO Berlin
Franz von Assisis berühmter Sonnengesang stammt aus dem 13. Jahrhundert. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts beschäftigen sich erstaunlich viele Komponisten mit diesem Gebet. Carl Orff und Sofia Gubaidulina vertonten es, Olivier Messiaen widmete dem Schöpfer eine ganze Oper. 1988 nahm Gerd Albrecht gemeinsam mit dem RSO Berlin, Walton Grönroos und den Männern des RIAS Kammerchores den Sonnenhymnus des Heiligen Franziskus von Franz Liszt auf, der ihn bereits im 19. Jahrhundert in Musik setzte.
Katholisch erzogen, prägte der Glaube Franz Liszt Zeit seines Lebens. Und schon früh fühlte er sich besonders zu Franz von Assisi hingezogen. Nach seinen zwei langjährigen, doch letztendlich gescheiterten Beziehungen zu Frauen, wurde er später sogar Mitglied des Franziskanerordens. Durch die Verleihung der Niederen Weihen erhielt er den Titel eines „Abbé“ und trug fortan die entsprechende Kleidung. Neben seiner emotionalen Verbundenheit führten Liszt jedoch auch berufliche Erwägungen zu diesem Schritt. Er erhoffte sich dadurch bessere Chancen auf einen kirchenmusikalischen Posten im Vatikan und hatte Pläne zu einer Reform der Kirchenmusik.
In seinen letzten Lebensjahren standen geistliche Werke im Focus von Liszts Schaffen. 1862 hatte er den Sonnenhymnus des Heiligen Franziskus komponiert. Ein Thema daraus verwendete er auch in seiner Franziskus-Legende Nr. 1, die ursprünglich für Klavier geschrieben ist. Ein Jahr später entstand die Franziskus-Legende Nr. 2, bei der es allerdings um einen anderen Heiligen gleichen Namens geht. Das Stück schildert musikalisch den heiligen Franz von Paola, der – über das Wasser wandelnd – die Meerenge von Messina überquert.
Auf vorliegender CD sind diese selten gespielten Werke in der Orchesterfassung zu hören. Es sind interessante Dokumente geistlicher Werke von Franz Liszt, dem immer wieder vorgeworfen wurde, dass sie zu sehr nach Richard Wagner klängen. Doch in seinen späten Kompositionen entwickelte er einen geradezu asketischen Stil.