Antonín Dvořák: Armida
1996 / Orfeo
Tschechisches Philharmonisches Orchester, Prager Kammerchor
Seit Jahrhunderten fasziniert die Geschichte der Zauberin Armida und des Kreuzritters Rinaldo Dichter und Komponisten. Antonín Dvořáks Oper Armida ist das letzte Werk, das er vor seinem Tod schrieb. Gerd Albrechts Einspielung mit der Tschechischen Philharmonie – dessen erster ausländischer Chefdirigent er damals war – und dem Prager Kammerchor erschien 1996 bei Orfeo.
Armida geht auf Torquato Tassos Epos La Gerusalemme liberata (Das befreite Jerusalem) aus dem Jahr 1575 zurück. Besonders in der Barock-Zeit erfreute sich das Thema größter Beliebtheit und zahlreiche Komponisten vertonten in den folgenden Jahrhunderten das Sujet, so z.B. Händel, Haydn und Rossini. Interessant sind die unterschiedlichen Schwerpunkte und Schlüsse, die die Librettisten dabei wählten.
Allen gemeinsam ist selbstverständlich die Kernhandlung der Liebesgeschichte: Rinaldo zieht als Kreuzritter gen Jerusalem und trifft auf die orientalische Fürstentochter Armida, die ihn verzaubert und in ihrem Garten gefangen hält. Durch einen Spiegel an seine Pflichten erinnert, verlässt Rinaldo die Geliebte, um sich erneut seinen Gefährten anzuschließen. Dvořák und sein Librettist Jaroslav Vrchlický beenden die Geschichte in beinahe realistischem, in jedem Fall aber menschlichen Sinne: Hier erscheint Armida Rinaldo noch einmal im Kampf als Ritter in schwarzer Rüstung. Zu spät, als er sie bereits tödlich mit dem Schwert getroffen hat, erkennt er sie. Rinaldo tauft die sterbende Armida mit dem Wasser einer nahen Quelle und zieht mit den Kreuzrittern weiter.
In den letzten sechs Jahren seines Lebens widmete sich Dvořák ausschließlich der Opernkomposition. Die Musik zu Armida steckt voller Orchestereffekte, so als wollte Dvořák noch ein letztes Mal sein großartiges musikantisches Talent auskosten. Die Duette zwischen den Liebenden, die Chöre und Orchesterzwischenspiele tragen den Hörer in eine wunderbare und gleichzeitig tragische Zauberwelt.
Armida ist Dvořáks letztes Werk. Während der Uraufführung musste er das Theater verlassen, da er sich unwohl fühlte. Wenige Wochen später – am 1. Mai 1904 – verstarb er.