Hugo Wolf: Der Corregidor
1998 / Koch Schwann/ Gesamtaufnahme/ 2 CDs
Radio-Symphonieorchester Berlin
Hugo Wolf ist uns als Liedkomponist bekannt, der sich mit seinen Vertonungen ganz in den Dienst der Poesie stellt, seinen eigenen Ausdruck zurücknimmt und die dichterischen Charaktere in den Mittelpunkt hebt. In seiner einzigen vollständigen Oper Der Corregidor schweben die Figuren, gleichsam getragen von dieser zurückgenommenen Ausdruckskraft, durch das Geschehen.
Das Sujet der Komischen Oper in vier Akten Der Corregidor ist leicht und heiter: ein lustiges Verwirrspiel mit gutem Ausgang. Das Libretto stammt von der österreichischen Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Rosa Mayreder und basiert auf der Novelle Der Dreispitz von Pedro Antonio de Alarcón. Schauplatz ist zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine Stadt in Andalusien, deren Richter (Corregidor) Don Eugenio de Zuniga der deutlich jüngeren Frasquita nachstellt. Nach den verschiedensten Missverständnissen sind am Ende der Richter und sein Weib sowie Frasquita und ihr Liebster wieder glücklich vereint.
Die Uraufführung in Mannheim im Jahr 1896 bescherte Hugo Wolf einen guten Erfolg, doch heute ist das Werk auf den Spielplänen der Opernhäuser zu einer wahren Rarität geworden. Dabei ist es faszinierend zu hören, wie der Liedkomponist Wolf seinen ganz eigenen, aber doch sehr wandelbaren Stil in einer zweieinhalbstündigen Oper entfaltet, wie er die Personen musikalisch charakterisiert, miteinander agieren und verschmelzen lässt. Auch hier kommt sein besonderes Verhältnis zum Text zum Ausdruck. Jeder Akzent wird bedacht, jeder Nuance der Sprache gefolgt.
Gerd Albrechts Gesamtaufnahme der Oper mit dem Radio-Symphonie-Orchester Berlin erschien 1998. Neben den Sängern Helen Donath, Werner Hollweg u.a. wirkt dabei mit Dietrich Fischer-Dieskau auch einer der größten Liedinterpreten des 20. Jahrhunderts mit.
Als Liedkomponist ist Hugo Wolf heute unvergessen, doch zu Lebzeiten erging es ihm trotz einigen Ruhms nicht besser als anderen Kollegen. Sein Auskommen musste er der Rührigkeit einiger persönlicher Freunde verdanken, die ihn auch in schlechten Phasen unterstützten. Diese gingen auf eine frühe Syphilis-Erkrankung zurück, aufgrund derer er seine letzten Lebensjahre in der Landesirrenantalt in Wien verbringen musste. Hugo Wolf wurde 1903 in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof beigesetzt.